Wir haben es hier mit einer Art Flughafenphantom zu tun. Ein Gebäude, das nur Flughafen heißt, und womöglich nie einer werden wird. Da hilft nur noch eins: dicht machen und wo anders neu bauen. Ein Kommentar.
Nun also das: Der Landkreis Dahme-Spree, zuständig für die Bauaufsicht am Hauptstadtflughafen BER, hat die Notbremse gezogen. Am Montag wurden die Bauarbeiten gestoppt. Einsturzgefahr.
Wir haben es hier mit einer Art Flughafenphantom zu tun. Ein Gebäude, das nur Flughafen heißt, und womöglich nie einer werden wird. Seit im Jahr 2012, wenige Wochen vor der Einweihung, die Eröffnung verschoben wurde, entwickelt sich die Baustelle wöchentlich in Richtung Bauruine. Jetzt ist die Entrauchungsanlage nicht nur nicht funktionsfähig. Sie ist auch zu schwer für das Dach, auf dem sie montiert wurde.
Besser jetzt als in zehn Jahren
Diese Baustelle ist unrettbar verloren. Deshalb hilft nur: dicht machen, einmotten – und wo anders neu bauen. Es wäre nicht die erste verpfuschte Baustelle, die der Natur zurückgegeben würde. Besser jetzt jedenfalls als in zehn Jahren, wenn die Kosten dann schließlich auf zweistellige Milliardenbeträge angewachsen sind. Der verpfuschte Bau wird täglich teurer. Von ursprünglich geplanten 1,7 Milliarden sind wir weit entfernt. Derzeit wird mit 5,4 Milliarden gerechnet. Und das wird nicht die letzte Summe sein.
Nur Mut, möchte man dem Regierenden Bürgermeister und Brandenburgs Ministerpräsidenten zurufen. Nur Mut! Das Geld ist verloren, also lassen wir den Pfusch links liegen. Wir suchen einen anderen Standort und bauen neu. Dann mit einem Profi – und zum Festpreis.
AUTOR Brigitte Fehrle Chefredakteurin
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ACHTUNG!:
Genau zur Deckenlast am BER gabe es im Dezember 2014 eine Anfrage von Martin Delius (Piraten) an den Senat.
Die Antwort:
Nach Angaben der FBB wurden in keinem Bereich des Terminals des Flughafens Berlin
Brandenburg zu hohe Deckenlasten festgestellt.
Eine Lösung, das Nachnutzungskonzept des BvBB e.V.:
http://bvbb-ev.de/index.php/bbi-nachnutzungskonzept-zentralflughafen-fuer-deutschland
Und wie ist das Problem aufgedeckt worden?
Ein Statikbüro hatte für die Umplanungen der Entrauchungsanlage Lastreserven (!) finden sollen und fand leider im Gegenteil dazu z.T. erhebliche Lastüberschreitungen. Ohne die Notwendigkeit der Umplanung wäre das also gar nicht aufgedeckt worden. Das heißt: Alle planmäßigen Prüfungs- und Kontrollmechanismen haben versagt.
Kein Wunder, wenn es selbst aktuell immer noch möglich ist, dass das Terminal von der FBB bereits vorsorglich teilweise gesperrt wird und gleichzeitig der Projektausschuss in schöner Ahnungslosigkeit tagt und die Neuigkeit erst später aus der Bild am Sonntag erfährt. Als Gegenmittel grübeln die jetzt bestimmt, wie man zukünftig Whistleblowing besser verhindern kann.
Inzwischen würden die Mehrkosten für einen Neubau auf der grünen Wiese wohl bereits weniger ins Gewicht fallen, als ein Weiterwurtsteln an diesem Schrotthaufen. Und schneller fertig werden würde es sehr wahrscheinlich auch.
Mit freundlichen Grüßen aus Berlin-Bohnsdorf
Christine Dorn