+ + Nach Korruptionsverdacht am BER + + Lasst’s doch bitte sein!

Es ist das einzige, das jetzt noch in der Pannenserie des neuen Hauptstadtflughafens fehlte: ein Korruptionsverdacht. Auf der Baustelle in Schönefeld verdienen längst
viel zu viele daran, dass dieser Flughafen nie fertig wird. Unser Autor plädiert für ein Ende mit Schrecken.

Erst jahrelang unfähige Manager und blauäugige Politiker-Aufsichtsräte wie Klaus Wowereit, und jetzt auch noch kriminelle Energie am BER: Es bewahrheitet sich einmal
mehr, dass am ewigen Keinflughafen der Hauptstadt Deutschlands nichts aber auch gar nichts unmöglich ist. Ein Korruptionsfall in Schönfeld war wahrlich das einzige,
was (bislang) noch fehlte, nachdem eine verschobene Eröffnung durch die nächste Termin-Verschiebung abgelöst wird. Eine öffentliche Milliarde nach der anderen
verschwindet. Die Anwohner jahrelang von der Staatsfirma der sozialdemokratisch regierten Länder Berlin und Brandenburgs sowie des Bundes mit rechtswidrigen Billig-
Bewilligungen bei Schallschutzfenstern betrogen wurden.

Ausgerechnet der neue BER-Technikguru Joachim Großmann, den Hartmut Mehdorn erst im April 2014 zum Manager seines ein Jahr vorher gestarteten Programms „Sprint“
machte, wollte sich offenbar eine halbe Million Euro Schmiergeld ergaunern. Ausgerechnet der „Retter“, der das „Monster“ der Entrauchungsanlage zähmen sollte. Nur ein
Einzelfall, der immer mal passieren kann, wie Hartmut Mehdorn glauben machen will, ohne Folgen für das Projekt, alles im Griff?

Das glaubt Hartmut Mehdorn, hoffentlich, nicht einmal selbst. Die schnelle wie selbstverständliche Reaktion des Flughafenmanagers, der die Staatsanwaltschaft selbst
eingeschaltet hat, darf nicht über die Dramatik des Falls hinwegtäuschen. Es lohnt, einmal innezuhalten: Über zwei Jahre ist es her, seit im Mai 2012 zum weltweiten
Gespött kurzfristig die Eröffnung des „modernsten Flughafens Europas“ abgeblasen wurde. Inzwischen ist längst ist das, was seit damals – nicht – passierte, der
eigentliche Skandal, dieses dilettantisch-vermurkste Krisenmanagement.
Großmann war Mehdorns Hoffnung, das eingekaufte Gehirn
Mit den Schmiergeld-Ermittlungen um Großmann droht nun wieder ein Bruch, wie zuvor nach dem überstürzten Rausschmiss des Planungsbüros und diverser Wissensträger. Dazu
passt, dass der auf Mehdorns Betreiben geschasste Ex-Technikgeschäftsführer Horst Amann bis 2017 für ein Jahressalär von über 300 000 Euro Däumchen drehen kann. Ein
neuer Zeitverzug mit unkalkulierbaren Folgen und Mehrkosten, ist programmiert. Denn Großmann, der geschäftstüchtige IT-Professor aus Dresden war Mehdorns Hoffnung, das
eingekaufte Gehirn. Er sollte die Vorarbeiten sichern, damit der Siemens-Konzern überhaupt erst mit der Programmierung der Entrauchungsanlage beginnen kann. Aber
selbst wenn das High-Tech-Monster irgendwann einmal perfekt funktionieren sollte, könnte der Flughafen wahrscheinlich nicht eröffnet werden. Wetten, dass sich der
Rauch seine eigenen Wege suchen wird, weil beim Rohbaubau gepfuscht wurde, das Terminal im Inneren porös ist?

In Schönefeld verdienen längst viel zu viele daran, dass dieser Flughafen nie fertig wird
Der Schmiergeld-Skandal wirft ein Schlaglicht darauf, wie es aktuell um den BER wirklich bestellt ist: Wie der unvollendete Flughafen saniert, wie er funktionstüchtig
und abnahmefähig gemacht werden kann, das steht mehr denn je in den Sternen. Vorstandschef Hartmut Mehdorn, der bislang mit vorschnellen wie geplatzten Ankündigungen
(Tegel, Nordpier, Nordbahn) brillierte, hat die Hoffnungen auf eine Trendwende nicht erfüllt. Die Kosten des Airports, schon jetzt bei 4,6 Milliarden Euro, laufen
weiter aus dem Ruder. Klar ist schon, dass die 1,1 Milliarden Euro, die er zuletzt verlangte, nicht reichen wird. Auf der Baustelle in Schönefeld verdienen längst viel
zu viele daran, dass dieser Flughafen nie fertig wird. Es ist also allerhöchste Zeit, das Trauerspiel auf Kosten des Steuerzahlers mit einem klaren Schnitt zu beenden.
Die regelmäßigen Jubelmeldungen des Flughafens selbst beweisen ja, dass dann nicht der Untergang des Abendlandes droht: Deutschlands Hauptstadtregion hat ein
funktionierendes, flexibles, dynamisches Flughafensystem. Man muss ja nicht gleich Tempelhof wieder aufmachen, obwohl das Feld ja frei bleiben soll … Die nächste
öffentliche Milliarde wäre besser angelegt, wenn damit Tegel und das alte Honecker-Terminal in Schönefeld richtig saniert und auf die Höhe der Zeit gebracht würden, in
Schönefeld gibt es genügend Reserven für weitere Starts und Landungen.

Und der BER? Lieber ein Ende mit Schrecken. Lasst es sein!

Quelle: www.tagesspiegel.de

von Thorsten Metzner

 

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