Noch bis Ende der Woche ist Hartmut Mehdorn BER-Chef – und er bleibt sich treu bis zum Schluss. Im Interview mit hr-Info korrigierte er die Kosten für den BER noch einmal nach oben. Auch mit dem Aufsichtsrat hat er nach wie vor nicht seinen Frieden gemacht. Er wirft íhm weiterhin eine „Kultur des Misstrauens“ vor.
Ende dieser Woche endet am BER die zweijährige Ära des Hartmut Mehdorn, am kommenden Montag übernimmt Karsten Mühlenfeld das Amt des BER-Chefs. Doch sang- und klanglos verabschiedet sich der 72-Jährige nicht in den Ruhestand. In einem Interview mit hr-Info korrigierte er noch einmal die Baukosten für den BER nach oben. „Die bisherige Summe von 5,4 Milliarden Euro umfasst nur die Kosten ohne Zinsen, Finanzierungsaufwand und Flughafenerweiterung. Das sind Nettokosten,“ sagte Mehdorn.
Der neue Flughafen BER sei für 27 Millionen Passagiere im Jahr konzipiert, sagte Mehdorn. Damit sei er absehbar viel zu klein, denn Berlin erwarte in einigen Jahren über 30 Millionen Fluggäste. Also müsse man den benachbarten alten Flughafen Schönefeld weiterbetreiben, erneuerte Mehdorn eine alte Forderung, für deren Prüfung er vor einem halben Jahr grünes Licht vom Aufsichtsrat bekommen hatte.
„Ich akzeptiere das nicht“
Seinen Frieden mit seinen Aufsehern hat Mehdorn aber nach wie vor nicht gemacht. In bekannt deutlicher Art warf er dem BER-Aufsichtsrat vor, seine Arbeit als Flughafenchef behindert zu haben. hr-Info sagte Mehdorn: „Aufsicht, die umschlägt in Misstrauen, ist nicht mehr tauglich, um etwas voranzubringen. Durch Misstrauen behindern Sie eher. In dieser Kultur bin ich der falsche Mann, das funktioniert nicht mit mir. Ich akzeptiere das nicht.“
Im vergangenen Dezember hatte Mehdorn angekündigt, als Berliner Flughafenchef vorzeitig zurückzutreten. Zuvor hatte es erhebliche Differenzen zwischen Mehdorn und Teilen des Aufsichtsrats gegeben. So bezeichnete der Manager den Einsatz von externen Kontrolleuren als „Inquisition“. Zuvor waren massive Korruptionsvorwürfe gegen den früheren Technikchef Jochen Großmann bekannt geworden, für die dieser im Oktober 2014 zu einer Bewährungsstrafe von einem Jahr und einer Strafzahlung von 200.000 Euro verurteilt wurde.
Der BER-Aufsichtsrat aus Vertretern des Bundes sowie der Länder Berlin und Brandenburg musste den Eröffnungstermin des Flughafens wegen Baumängeln mehrfach verschieben. Nun soll er Ende 2017 in Betrieb gehen.