BER: Artikel zum Schallschutzdebakel

„Noch elf Wochen, dann geht die Startbahn Süd des BER-Flughafens in Betrieb. Anwohner und Experten fürchten schon jetzt den Lärm der Jets. Denn nur jedes zehnte Haus ist schallgeschützt.

36.000 Starts und Landungen sollen bis November auf der Südbahn stattfinden. Der gesamte Verkehr des Flughafens Schönefeld – bis dessen Startbahn saniert ist. 4500 Häuser stehen in der Lärmschneise.

“3470 Haushalten haben wir schon Schallschutz-Bewilligungen geschickt”, sagt Flughafen-Chef Mehdorn (73). Aber nur 383 Anwohner bekamen schon Fenster und Dämmplatten eingebaut. Warum?

“Die meisten Bewilligungen sind fehlerhaft”, sagt Christine Dorn (50) vom Bündnis Südost, “Viele Räume will der Flughafen nicht schützen. Damit spart er Millionen.”
Am Montag räumte Mehdorn “Mängel in der Bearbeitung” ein.

Ingenieur Stefan Gloß (65) aus Blankenfelde: “Erst sollte ich 9500 Euro kriegen – ohne Dachgeschoss. Nach Beschwerden wurden es 19 500, später 45 500 Euro.”

Christoph Schulze (48, Freie Wähler): “Deshalb lassen die meisten Leute ihre Bescheide erst prüfen – auch wenn das dauert.

Lieber ein guter Schallschutz zur BER-Eröffnung 2017 als ein schlechter Schutz beim Südbahn-Start im Mai.”

Quelle: http://www.bz-berlin.de/berlin/nur-jedes-10-haus-ist-laermgeschuetzt

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Schallschutz am BER unter Beschuss

„Potsdam (MOZ) Am 2. Mai soll die Südbahn des Flughafens in Schönefeld in Betrieb genommen werden, um die Nordbahn zu sanieren. In einer Anhörung im Landtag wurde heftig darüber gestritten, ob für die Anrainer ausreichend Schallschutzmaßnahmen ergriffen wurden. Ein halbes Jahr lang, bevor der Herbst naht, soll die Nordbahn in Schönefeld erneuert werden. In dieser Zeit wird die für den BER neu gebaute Südbahn genutzt. Die 4305 Wohnungen, die dabei von Fluglärm betroffen sind, sollten ein halbes Jahr vorher einen Anspruchsermittlungsbescheid erhalten, mit dem Schallschutzmaßnahmen in Auftrag gegeben werden können. Im vergangenen Herbst waren erst 3000 Bescheide verschickt. In 1300 Fällen traten Probleme auf, weil Eigentümer nicht zu ermitteln waren, Ingenieurbüros der Zutritt verweigert wurde oder eigene Gutachten in Auftrag gegeben wurden. Weitere 500 Bescheide sind inzwischen verschickt worden.

Wie viele Bürger bis zum Mai Schallschutzmaßnahmen umgesetzt haben, ist nicht absehbar. In der Anhörung des zuständigen Sonderausschusses zeigte sich eine Fülle an Problemen, vor denen die Betroffenen stehen. So soll der Lärmschutz in Gebäuden durch Innendämmung erfolgen. Ralf Wagner, zuständiger Chef des Schallschutzprogrammes der Flughafengesellschaft, erklärte, dass es zurzeit kein zertifiziertes Material für Außendämmung gebe.

Außerdem haben unterschiedlich genutzte Räume unterschiedlichen Schallschutz, sodass keine einheitliche Fassade entstünde. Peter Ohm vom Verband Deutscher Grundstücksnutzer sieht durch die Innendämmung einen Wertverlust der Häuser als gegeben an. Einzelne kleine Räume seinen danach kaum noch nutzbar. Strittig ist vor allem auch das Vorgehen der Flughafengesellschaft, zu prüfen, ob die Wohnräume der (zum Teil historischen) Bauordnung entsprechen. Christiane Dorn vom „Aktionsbündnis Berlin Brandenburg“ berichtete von Fällen, bei denen die Betroffenen gar keinen Schallschutz erhalten sollen, weil die Raumhöhen mit knapp unter 2,20 Meter Höhe als zu niedrig angesehen werden. Laut Dorn werde vor allem gegenüber älteren Menschen versucht, die Ansprüche zu drücken. Eckhard Bock vom „Bündnis Südost gegen Fluglärm“ sprach von Gemeinheiten, mit denen Wohnräume im Nachhinein für illegal erklärt werden.

Die zahlreichen Besucher aus der Flughafenregion husteten jedes Mal laut, wenn die Flughafengesellschaft versuchte, derartige Vorwürfe als Einzelbeispiel darzustellen oder ganz bestritt.

Die Diskussion wurde im Laufe der Zeit sehr detailliert. Fragen, ob für spätere Schimmelbildung durch Innendämmung die Flughafengesellschaft oder der ausführende Handwerker haftet, blieben offen. Unklar auch, ob Einbaumöbel, wenn sie Dämmmaßnahmen weichen müssen, ersetzt werden. Wagner stellte klar, dass Wintergärten und Veranden nicht schalldicht umgebaut, sondern entschädigt werden.

Flughafen-Geschäftsführer Hartmut Mehdorn äußerte bei seinem wahrscheinlich letzten Auftritt in diesem Amt im Landtag, dass die Gesellschaft alle Probleme in seiner Amtszeit sehr ernst genommen habe. Er rechnet mit 47000 Euro, die pro Haus durchschnittlich ausgegeben werden. Markus Mücke, Bürgermeister von Schulzendorf, erklärte, dass die Landebahn Süd im Mai nicht in Betrieb gehen dürfe, da der Schallschutz bis dahin nicht gewährleistet sein wird.“

Quelle: http://www.moz.de/nachrichten/brandenburg/artikel-ansicht/dg/0/1/1368634/

 

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Um den vom neuen Großflughafen zu erwartenden Fluglärm zu absorbieren, werden die Wände verstärkt. Doch eine Entschädigung für den dadurch geringer werdenden Wohnraum oder den notwendigen Neuerwerb von Möbeln sollen die Betroffenen nicht erhalten.

„Nehmen Sie ein kleines Reihenhaus, wo schon im ersten Stock die Dachschräge beginnt“, sagt Sigrid Zehntgraf-Gerlach. „Da kommen jetzt zehn oder fünfzehn Zentimeter Dämmaterial vor diese Wand – da kann es dann passieren, dass der Schlafzimmerschrank, der bislang perfekt in den Raum passte, plötzlich in ein Fenster ragt.“

Die Fluglärmgegnerin aus Blankenfelde-Mahlow schildert eine so genannte „Innendämmung“: Um den vom neuen Großflughafen zu erwartenden Fluglärm zu absorbieren, werden die Wände verstärkt.

Doch eine Entschädigung für den dadurch geringer werdenden Wohnraum oder den notwendigen Neuerwerb von Möbeln sollen die Betroffenen nicht erhalten.
Es sind Beispiele wie diese, die in der Umgebung des geplanten Großflughafens BER zu einer soliden Wut der Anwohner auf Flughafengesellschaft und Politik geführt haben. Gestern waren sie Thema einer mehrstündigen Anhörung im Sonderausschuss BER des Potsdamer Landtags.

Und der Abteilungsleiter für den Schallschutz der FBB, Ralf Wagner, bestätigte manche Vorwürfe der Bürgerinitiativen: Im BER-Umfeld könne es in der Tat Innendämmungen von zehn bis fünfzehn Zentimetern Dicke geben. „Zur Wertminderung durch die Innendämmung wird es keinen Ausgleich geben“, sagte Wagner. Und die Vorwürfe mancher Vertreter der Bürgerinitiativen wurden noch heftiger: „Es gibt Bürger, die beim Thema Schallschutz den Verdacht willkürlichen Handels haben“, sagt Eckhard Bock vom Fluglärmbündnis Südost. „Ich kann diesen Verdacht nicht entkräften.“

Dagegen betonte der Noch-Flughafenchef Hartmut Mehdorn, dass es beim Schallschutz deutliche Fortschritte gebe. Und das ist auch nötig – denn am 2. Mai will die Flughafengesellschaft bekanntlich mit der Sanierung der nördlichen Start- und Landebahn beginnen, und für den laufenden Flugbetrieb erstmals die Südbahn des BER nutzen.

Doch aus dem gestern im Ausschuss vorgelegten Schallschutzbericht der Flughafengesellschaft geht hervor, dass gut zwei Monate vor diesem Datum gerade zehn Prozent der Häuser, die dann vom Fluglärm betroffen wären, über den nötigen Schallschutz verfügen. 3 600 Anwohner hätten zwar mittlerweile Bescheide zur Kostenübernahme erhalten – doch die fünf von der Flughafengesellschaft empfohlenen Firmen sind auf Monate ausgelastet. Das steht in scharfem Widerspruch zu Aussagen aus der Potsdamer Regierungskoalition, den Betrieb auf der Südbahn erst nach Umsetzung des Schallschutzes zu beginnen.

Nur am Rande des Ausschusses wurde dagegen über andere, für den BER höchst relevante Themen gesprochen: die Äußerungen von Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt, wonach es auf der kommenden Sitzung des Aufsichtsrates möglicherweise noch kein Nachfolger von Mehdorn ernannt werde, und zudem statt einer zügigen Erweiterung des BER der Flughafen Leipzig/Halle als zweiter Flughafen für Berlin in den Blick genommen werden sollte. „Leipzig ist keine Option“, sagte Mehdorn dazu. „Wer von und nach Berlin fliegen will, fliegt ab Berlin.“ Beim Start des Flughafens werde der BER vermutlich 34 Millionen Passagiere haben. Anschließend habe man noch zweieinhalb Jahre Zeit für eine Kapazitätserweiterung.

Quelle: http://www.svz.de/bb-uebersicht/bb-politik/der-fluglaerm-und-die-wutbuerger-id8979326.html

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Artikel der MAZ: Die Schrankwand muss zum Schallschutz passen

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