Brief an den Bundesverkehrsminister P. Ramsauer

Sehr geehrter Herr Minister,

wie Sie bereits durch Briefe anderer Bürgerinitiativen der Bündnisse Südost und ABB informiert wurden, finden unsere regelmäßigen Mahnwachen vor Ihrem Ministerium statt, um unserer Forderung, sich dem Beschluss des Brandenburger Landtages für ein Nachtflugverbot von 22.00 Uhr – 06.00 Uhr anzuschließen, Nachdruck zu verleihen.

Unsere BürgerInitiativeMüggelheim e.V. vertritt einen Ortsteil des Stadtbezirkes Treptow-Köpenick, der ca. 10 km von der Landeschwelle des Flughafen BER entfernt ist und damit besonders stark vom Fluglärm betroffen sein wird.

Nach dem Planfeststellungsbeschluss vom 13.08.2004, dem Planergänzungsbeschluss vom 20.10.2009 und insbesondere dem Abwägungsvermerk des BAF vom 26.01.2012 müssen wir davon ausgehen, dass zwei Drittel aller Anflüge auf der Nordbahn des  Flughafen BER über Müggelheim erfolgen werden. Das hängt unter anderem damit zusammen,  dass der Wind vorzugsweise aus westlichen und südwestlichen Richtungen (Windsektoren 225° bis 284°) weht. Gleichzeitig wurde festgelegt , dass 78% aller Starts  in Betriebsrichtung Ost über Müggelheim erfolgen.

Das heißt, für die 6 verkehrsreichsten Monate ist auf der Anflugstrecke 25RSTAR (über Müggelheim) und den Abflugstrecken von der Nord SLB in der Zeit von 05.00 Uhr – 24.00 Uhr geplant, dass durchschnittlich alle 4 bis 5 min ein Flugzeug Müggelheim bei der Landung vom nordöstlichen Siedlungsrand in etwa 640 m Höhe bis zum südwestlichen Siedlungsrand in 460 m Höhe und beim Start vom südwestlichen Siedlungsrand in 731m bis zum nordöstlichen Rand in 990 m Höhe überfliegt.

Davon sind 6500 Bürgerinnen und Bürger unseres Ortsteils betroffen.

Besonders hoch wird die Belastung in den Nachtstunden zwischen 22.00 Uhr und 24.00  Uhr und von 05.00 Uhr bis 06.00 Uhr. Hier müssen wir damit rechnen, dass die  Flugzeuge 6 mal die 55 dBA (innen) überschreiten dürfen, während am Tag 0 mal 55  dBA (innen) erlaubt sind. Eine Nachtflugregelung, die wir nur als – gelinde gesagt – menschenunfreundlich und insbesondere kinderfeindlich verstehen können.

Dabei bleibt unbeachtet, dass Müggelheim zu einem der traditionell größten Naherholungsgebiete Berlins mit seinen ausgedehnten Wäldern, dem Langen See, dem Seddinsee, dem großen und kleinen Müggelsee und der Müggelspree gehört und im Sommer ständig mehr als doppelt so viele Menschen in Müggelheim und Umgebung (Zeltplatz, Bootsanleger, Kleingärten) leben.
Zur Umgebung Müggelheims gehören die unter Naturschutz stehenden FFH-Gebiete wie das Teufelsmoor, die Krumme Lake und die Pelzlake.

Mit Hochachtung haben wir zur Kenntnis genommen, dass Sie, Herr Minister, sich in  einem Abkommen mit der Schweiz für eine großzügige Nachtflugregelung für die  Bewohner Süddeutschlands eingesetzt haben.
Deshalb setzen wir große Hoffnungen darauf, dass Sie sich dafür verwenden werden,  dass dieses Pilotprojekt auch für die dichter besiedelte Region Berlin-Brandenburg  Anwendung findet und Sie unsere Forderungen unterstützen.

Alle Beteiligten gehen heute davon aus, dass die Entscheidung für einen stadtnahen Flughafen, wie der BER, auf Grund der stark gesundheitsgefährdenden Auswirkungen auf hunderttausende Menschen falsch war. Inzwischen betonen auch immer mehr  Fachleute, dass ein solcher Flughafen keine Zukunft als Hauptstadtflughafen hat.

Deshalb bitten wir Sie:

  • setzen Sie sich für ein sofortiges Nachtflugverbot von 22.00 Uhr bis 06.00 Uhr ein,
  • lassen sie nicht zu, dass einige Gemeinden und Ortsteile im Umfeld des BER insbesondere das Naherholungsgebiet um den Müggelsee durch eine  Doppelbelastung 19 Stunden lang ununterbrochen durchschnittlich alle 4- 5  min durch Fluglärm massiv gestört werden,
  • prüfen Sie, ob gleichzeitig mit der Eröffnung des BER eine dritte Startbahn an einem weitaus günstigeren Standort (wie z.B. Neuhardenberg) durch private Investoren gebaut und für alle Low Cost Flüge sowie die Nachtflüge genutzt werden kann, was für alle Seiten günstiger, wirtschaftlicher sowie umwelt- und menschenfreundlicher wäre.

Dabei unterstützen wir als BI Ihre Position, dass die Offenhaltung des Flughafens Tegel  für uns zwar eine Entlastung brächte, aber eine innerstädtische Lösung für uns genauso inakzeptabel für alle Betroffenen ist wie die stadtnahe Lösung am BER.

Sie würden sich auch in der Hauptstadtregion große Verdienste erwerben, wenn Sie jetzt  mit dafür sorgen, dass Prüfverfahren eingeleitet werden, die für die Zukunft einen tatsächlichen Hauptstadtflughafen an einem dafür geeigneten Standort (s. „Ergebnisse  der Standortsuche, Phase 1 des ROV, Zusammenfassung der Gutachten“ Hrsg.: Berlin-Brandenburg Holding GmbH( BBF), 14.06.1993, S. 20ff ) mit privaten  Investoren vorbereiten, um die öffentlichen Steuergelder nicht weiter zu belasten.

Wir erwarten mit Spannung Ihre Antwort.

Mit freundlichen Grüßen
Sprecherrat der BürgerInitiativeMüggelheim e.V.
Müggelheim, den 17.04.2013

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