Hauptstadtflughafen BER-Aufsichtsrat nimmt Mühlenfeld in die Mangel

BER-Aufsichtsrat:

Hauptstadtflughafen BER-Aufsichtsrat nimmt Mühlenfeld in die Mangel

Die meisten Aufsichtsratssitzungen öffentlicher Unternehmen vergehen, ohne dass die Öffentlichkeit Notiz davon nimmt. Ganz anders ist es bei der Flughafengesellschaft (FBB). Tage vorher berichten die Medien, am Tag selbst wird dann eine Pressekonferenz anberaumt, die sich meist um geraume Zeit verzögert. Dann erklärt der Aufsichtsratsvorsitzende, Berlins Regierender Bürgermeister Michael Müller (SPD), warum weiterhin kein Eröffnungstermin genannt werden kann. Und Flughafenchef Karsten Mühlenfeld berichtet, was trotz allem auf der Baustelle des Großflughafens BER besser geworden ist.

Berlin führt

Drei Gesellschafter hat die Flughafengesellschaft Berlin Brandenburg (FBB): die Länder Berlin und Brandenburg sowie den Bund. Sie stellen 10 der 20 Aufsichtsratsmitglieder. Weil die FBB neuerdings mehr als 2000 Mitarbeiter hat, entsenden die Arbeitnehmer nun ebenfalls 10 Kontrolleure.

Politische Vertreter entsendet nur Berlin. Erstmals nahmen  am Dienstag Kultursenator Klaus Lederer (Linke) und Justizsenator Dirk Behrendt (Grüne) an der Sitzung teil. Müller hatte darauf gedrungen, dass die neuen Koalitionspartner ihn mit der Verantwortung nicht alleine lassen.

Andere große Flughäfen in Deutschland werden unterschiedlich kontrolliert. So ist der Aufsichtsrat des Flughafens München überwiegend mit politischen Vertretern aus Landes- und Stadtregierung besetzt. In Frankfurt/Main und Hamburg hingegen sind viele Fachleute in den Aufsichtsräten.

Am Dienstagabend war es wieder so weit, und die Botschaft war: In Zukunft wird das Stück noch häufiger aufgeführt. Denn nachdem Müller im Januar erklären musste, dass der BER weiterhin keinen funktionierenden Brandschutz hat und darum nicht in diesem Jahr eröffnet werden kann, hat der Aufsichtsrat unter seiner Leitung beschlossen, dass er nun häufiger tagt. Jeden zweiten statt wie bisher jeden dritten Monat soll das Gremium beraten. „In der Schlusskurve, in der wir uns jetzt befinden, werden wir die Tätigkeit der Geschäftsführung enger begleiten“, sagte Müller, der gerade sichtlich erholt und gebräunt aus dem Urlaub zurückgekommen ist – und der bei der Sitzung am Dienstag auch als Vorsitzender einstimmig wiedergewählt wurde.

Der Ausdruck „Schlusskurve“ in seinen Ausführungen war neu – wo genau in der Kurve sich das Projekt befindet, sagte Müller allerdings nicht. „Wir erwarten von der Geschäftsführung, dass sie zum baldmöglichsten Zeitpunkt einen Terminplan bis zur Eröffnung vorlegt“, erklärte er. Damit trat er einen halben Schritt zurück hinter seine Äußerungen vom Januar, als er gesagt hatte, noch im Frühjahr werde ein neuer Eröffnungstermin genannt. „Ich will keinen politisch gesetzten Termin“, betonte er am Dienstag – und aus diesem Satz konnte man durchaus Selbstkritik hören.

Erst Eskalation, dann Reaktion

Denn so richtig dringt die Politik nicht durch in dem Geflecht von Planungsfehlern, Schlamperei und technischen Pannen, dass die BER-Baustelle ein ums andere Mal zurückwirft. Derzeit sind es – wie berichtet – falsch dimensionierte Sprinklerleitungen und Fehler bei der Steuerung der Brandschutzanlage, die eine Prognose für den Eröffnungstermin unmöglich machen. Müller hatte deshalb bereits am Montag die beteiligten Firmen Bosch und Caverion nebst den Flughafenchefs zu einem Gespräch im Roten Rathaus geladen und ins Gebet genommen.

Mühlenfeld versicherte am Dienstag, dieses Treffen habe ihm sehr geholfen. „Die Firmen sind jetzt in der Pflicht“, sagte er. Er selbst allerdings auch – das ließ ihn der Aufsichtsrat während der Sitzung deutlich wissen. Mühlenfeld will nun eine wesentliche Veränderung an der Baustelle vornehmen: Waren die Fachleute bislang immer für einen bestimmten Gebäudeteil zuständig, so sollen sie sich nun um ein bestimmtes Thema kümmern, beispielsweise um Sprinklerleitungen. Die Problemlage an der Baustelle habe sich verändert, sagte Mühlenfeld, es ginge um einzelne Probleme im Detail, nicht mehr in der Fläche. Allerdings musste die Situation offenbar erst eskalieren, ehe er zu dieser Einsicht kam und Konsequenzen zog.

Mühlenfelds nächste Aufgabe ist es nun, einen Finanzplan zu erarbeiten. Denn die Verzögerung an der Baustelle wird viel Geld kosten – mit etwa einer Million Euro pro Tag schlage der Stillstand zu Rechnung, rechnete Mühlenfelds Vorgänger Hartmut Mehdorn seinerzeit aus. Müller betonte, die Geschäftsführung sei angewiesen, selbst Mittel zu generieren.

Am 17. März ist die nächste Aufsichtsratssitzung, bis dahin hat Mühlenfeld Zeit. Wie lang der Zeitraum ist, den er finanziell überbrücken muss – das wird er aber wohl auch dann noch nicht wissen.

Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/berlin/verkehr/hauptstadtflughafen-ber-aufsichtsrat-nimmt-muehlenfeld-in-die-mangel-25693808
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