Hohe Belastung mit Ultrafeinstaub aus Flugzeug-Abgasen

Pressemitteilung BIFR, 18.10.2015
Messungen belegen: Auch in Raunheim hohe Belastung mit Ultrafeinstaub aus Flugzeug-Abgasen

Orientierende Messungen, die vom Arbeitskreis Feinstaub des Bündnis der Bürgerinitiativen mit Unterstützung Raunheimer BI-Mitglieder im Südosten Raunheims durchgeführt wurden, belegen:

der Flugbetrieb am Frankfurter Flughafen belastet die Bewohner Raunheims in hohem Maß mit Ultrafeinstaub. Die gemessenen Partikelzahlen in den Gärten am Waldrand unter der Einflugschneise sind höher als vergleichbare Zahlen an hochbelasteten Innenstadtstraßen in Großstädten.

Seit Jahren ist bekannt, dass der Partikelausstoß aus Verbrennungsmotoren einen umso höheren Anteil an sehr kleinen Teilchen enthält, je effizienter die Verbrennung ist. Abgase aus Flugzeug-Turbinen haben daher einen besonders hohen Anteil an sog. Ultrafeinstaub (UFP: ultra fine particles), d.h. Teilchen in einer Größe von 10 bis 100 Nanometern.
Untersuchungen am Flughafen Los Angeles, USA, haben gezeigt, dass dort in einer Entfernung bis zu 10 km vom Flughafen die Konzentration an Ultrafeinstaub von Flugzeug-Abgasen dominiert wird, ehe weiter entfernt der Beitrag des Autoverkehrs überwiegt (obwohl Los Angeles selbst in den USA als „Autostadt“ gilt und generell eine extreme Schadstoff-Belastung durch Autoverkehr hat).Durch Untersuchungen an Vorfeld-Mitarbeitern am Flughafen Kopenhagen konnte gezeigt werden, dass diese hohen UFP-Konzentrationen ausgesetzt sind, die auch mit erhöhten Krankheitsraten korrelieren.
In mehreren EU-geförderten Projekten konnte inzwischen nachgewiesen werden, dass Ultrafeinstaub direkt über die Lunge ins Blut gelangen kann und dadurch eine ganze Reihe von Krankheiten ausge¬löst werden können.

Trotz dieser bekannten Tatsachen besteht die Hessische Landesanstalt für Umwelt und Geologie (HLUG), die in Hessen für die Überwachung der Luftqualität zuständig ist, darauf, die Belastung durch Staubpartikel nur durch die Messgröße PM10, also Teilchen bis zu einer Größe von 10.000 Nano¬metern, zu messen, weil dafür ein einzuhaltender Grenzwert existiert. Dieser Messwert, der als Gewicht der Teilchen pro Kubikzentimeter bestimmt wird, wird vollständig durch die „großen“ Staub¬teilchen bestimmt und macht keinerlei Aussage über die Belastung durch UFP. Diese sind nicht nur extrem klein, sondern auch extrem leicht und „fallen nicht ins Gewicht“.
In der Raunheimer Messstation der HLUG wird nicht einmal der Wert für PM2,5 (Teilchen bis 2.500 Nanometer) gemessen, obwohl auch dafür seit Jahren ein Grenzwert definiert ist.

Der AK Feinstaub des BBI hat daher, unterstützt durch Spenden aus den Bürgerinitiativen, ein eigenes mobiles Messgerät angeschafft, mit dem die ultrafeinen Partikel gezählt werden können (messtech¬nisch bedingt in einem Größenspektrum von 20 – 1.000 Nanometern). Damit wurden bereits eine Reihe von Messungen im Umfeld des Flughafens durchgeführt, ein erster Bericht dazu liegt inzwi¬schen vor.
In Raunheim wurde mehrfach gemessen, darunter eine längere Messung am 12.10.15 in der Wilhelm-Busch-Straße, direkt unter der Anfluglinie auf die Südbahn (bei Anflug über Raunheim).

Aus diesen Messungen können folgende Schlussfolgerungen gezogen werden:

• Jeder Überflug trägt zur Erhöhung der Konzentration von Ultrafeinstaub in Bodennähe bei.
• Mit anhaltender Überflug-Dauer wächst die durchschnittliche Konzentration in der Atemluft an; dabei werden Werte erreicht, die um das 10 – 20fache über der Hintergrund-Konzen¬tration ohne Überflug liegen.
• Die Maximal-Pegel erreichen Werte, die an stark befahrenen Innenstadtstraßen in Großstädten nicht erreicht werden.

BIFR-PM Ultraf

Um das Ausmaß der Belastung wirklich zu bestimmen, reichen punktuelle Messungen allerdings nicht aus. Nötig ist neben einer kontinuierlichen Bestimmung der Partikel-Konzentration speziell im UFP-Bereich von 10 – 100 Nanometer auch eine Analyse der chemischen Zusammensetzung der ultra¬feinen Partikel. Aufgrund der in Flugzeug-Abgasen vorhandenen spezifischen Schadstoffe muss davon ausgegangen werden, dass diese UFP auch eine sehr spezifische Toxizität haben. Hierüber fehlen allerdings noch Untersuchungen.

Wir fordern daher von der Hessischen Landesregierung, die für die Luftreinhaltung in Hessen zu¬ständig ist, umgehend Maßnahmen einzuleiten, um die Belastung der Atemluft durch Ultrafeinstaub in der Umgebung des Flughafens umfassend zu bestimmen. Dazu gehören eine flächendeckende Erfassung der UFP-Konzentrationen im Rhein-Main-Gebiet sowie eine genaue Analyse der chemi¬schen Zusammensetzung der UFP-Fraktion in Flugzeug-Abgasen.

Die dafür erforderlichen Mittel sind vom Verursacher, der Fraport AG, bereitzustellen. Statt Milliarden Euro in ein überflüssiges Terminal zu investieren, sollte Fraport lieber dafür sorgen, dass die gesundheitlichen Folgen des Flugverkehrs erfasst und wo nötig eingedämmt werden.

Quellen:

http://www.bi-fluglaerm-raunheim.de/presse/151018_PM-BIFR_Feinstaub.pdf

www.bi-fluglaerm-raunheim.de auf der „Doku“-Seite im Abschnitt „Schadstoffe“ heruntergeladen werden.

Der Bericht des AK Feinstaub des BBI steht unter:
http://www.bi-fluglaerm-raunheim.de/doku/BBI-AK-Feinstaub_FRAport_Feinstaubpartikelquelle_RM%20_V2-0_201510.pdf oder BBI-AK-Feinstaub

Rückfragen an:
Bürgerinitiative gegen Fluglärm Raunheim
Dr. Horst Bröhl-Kerner, Sprecher
Bahnhofstr. 47, 65479 Raunheim
Tel. 06142 22577
Mail kontakt@bi-fluglaerm-raunheim.de
Web www.bi-fluglaerm-raunheim.de

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