PROBLEME AM FLUGHAFEN BERLIN-BRANDENBURG

Der Abriss am BER hat begonnen

Pannen-Flughafen BER: Lohnt sich ein Abriss?
Von Peter Neumann
Viele Beobachter halten das Projekt BER für gescheitert und fordern den Abriss des Flughafens. Obwohl ein Neuanfang dementiert wurde, stellte sich am Montag heraus, dass der Abriss längst begonnen hat: 600 Wände im Terminal mussten eingerissen werden.
Abreißen, entkernen, anders nutzen – zum Beispiel als Bibliothek, Schwimmhalle oder Flüchtlingsheim: Nachdem am BER weitere Pannen bekannt geworden sind, fordern Beobachter einen radikalen Neuanfang in Schönefeld. Doch die Verantwortlichen bleiben dabei: „Es ist besser, fertig zu bauen. Wir werden das hinkriegen“, sagte Flughafenchef Karsten Mühlenfeld am Montag am Rande des Sonderausschusses BER in Potsdam. Forderungen nach einem Abriss „helfen überhaupt nichts“. Kurz darauf teilte Mühlenfeld den erstaunten Abgeordneten allerdings mit, dass der Abriss am BER längst begonnen hat. Er berichtete, dass rund 600 Wände im Terminal eingerissen und komplett neu gebaut werden müssen. Sie seien zwar als Brandschutzwände geplant, aber nicht als solche gebaut worden.

NEUBAU IST KEIN TABU MEHR
Längst meinen nicht nur viele Bürger, dass es besser wäre, den BER neu zu bauen. Die BER-Verantwortlichen müssten „von dem toten Pferd absteigen, bevor weitere Milliarden verbrannt werden“, sagte der uckermärkische CDU-Abgeordnete Jens Koeppen der „Bild“-Zeitung. „Auch ein Neubau darf kein Tabu sein.“ Oder das Terminal müsste bis auf den Rohbau entkernt und innen neu aufgebaut werden. Vielleicht sei es „am Ende günstiger, nebenan ein neues Gebäude zu errichten“, fügte die Grünen-Politikerin Renate Künast hinzu.

Unsinn, entgegnete Mühlenfeld. Nichts ginge einfacher, preiswerter oder schneller voran, wenn das Projekt neu gestartet würde. Die hohen Anforderungen, die an den Brandschutz gestellt werden, würden auch für ein neues Terminalprojekt gelten, sagte der Flughafenchef. „Die Kosten wären immens, der Zeitverlust.“ Einen Neustart „kann man gern machen, wenn man der Meinung ist, dass wir noch zehn Jahre mit Tegel und Schönefeld-Alt leben müssen.“

Der Brandenburger Flughafenkoordinator Rainer Bretschneider rechnet damit, dass ein Neustart das Flughafenprojekt um fünf bis sieben Jahren verzögern würde. „Sie brauchen eine Abrissgenehmigung, eine Neubaugenehmigung und möglicherweise eine Änderung des Planfeststellungsverfahrens“, sagte der Staatssekretär. Weitere Kosten wären zu erwarten, weil spätestens ab 2019 mehrere zehntausend Anwohner von Tegel vor Fluglärm geschützt werden müssten.

Selbst die CDU-Fraktion ging auf Distanz zu Koeppen. „Das ist nicht unsere Meinung“, sagte der CDU-Verkehrspolitiker Rainer Genilke. „Der Flughafen kann fertig gestellt werden – und das muss man angehen.“

MÖRTEL BEI BRANDSCHUTZWÄNDEN NICHT ERLAUBT
Doch bevor fertiggebaut wird, muss erst einmal eingerissen werden, bekräftigte Flughafenchef Mühlenfeld. Was nun im Terminal geschehe, komme einer Entkernung nahe. Die mehr als 600 Gasbetonwände, die nun aus dem Terminal entfernt und neu gebaut werden, seien mit Mörtel verfugt worden – das sei bei Brandschutzwänden nicht erlaubt. Problematisch sei auch, dass die Wandabrisse andere Arbeiten behinderten – zum Beispiel die Fertigstellung der Deckenhohlräume, in denen zahlreiche Kabel falsch verlegt worden sind.

Die neueste Hiobsbotschaft fügte sich ein in den wenig positiven Bericht, den der Flughafenchef vom Stand der Bauarbeiten gegeben hatte. „Im August gab es nicht so viel Fortschritt auf der Baustelle, im September noch weniger“, lautete Mühlenfelds Bilanz. Die Planung und der Bau der neuen Entrauchungsanlagen seien weit hinter dem Plan zurück. Eigentlich sollten 72 Prozent der Arbeiten beendet sein – tatsächlich gilt dies nur für 46 Prozent. „Keine Meilensteine erreicht“ hieß es in seiner Präsentation auch für andere Bereiche – zum Beispiel die Generalplanung. Er hoffte aber, dass die Arbeiten unter dem Terminaldach noch in dieser Woche fortgesetzt werden können. Allerdings dürften die zu schweren Ventilatoren, die schuld an dem Baustopp seien, vorerst nicht betrieben werden.

Insgesamt liegen die Arbeiten im Terminal um drei bis vier Monate hinter dem Plan. „Weitere Verzögerungsrisiken bestehen“, hieß es in Mühlenfelds Präsentation. Die Vorgabe, dass die Bauarbeiten im März 2016 fertiggestellt werden sollen, sei „nicht haltbar“, bekräftigte Flughafenkoordinator Bretschneider. „Die Situation ist sehr ernst.“ Er gehe aber weiterhin davon aus, dass es möglich sei, den Flughafen im zweiten Halbjahr 2017 fertigzustellen. Sicher nicht zu Beginn des Halbjahres, sagte Mühlenfeld. „Aber später.“

Quelle: http://www.berliner-zeitung.de/wirtschaft/probleme-am-flughafen-berlin-brandenburg-der-abriss-am-ber-hat-begonnen,10808230,32010090.html

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2 Antworten auf PROBLEME AM FLUGHAFEN BERLIN-BRANDENBURG

  1. Marko Ferst sagt:

    Investitionsruine Schönefeld endlich stilllegen

    Wer dachte nur die Brandschutzanlage des Skandalflughafens Berlin ist nicht reparaturfähig und viele tausend Baumängel sind zu beklagen, der muß lernen, der Pfusch am Bau kennt keine Grenzen: Nun ist auch noch das Terminal einsturzgefährdet wegen zu schwerer Ventilatoren. Dabei wird der Flughafenbau durch die Landespolitik in Brandenburg und Berlin mit immer neuen Steuermilliarden gemästet. Da ist es nur opportun, daß die Anwälte des Bürgerverein Brandenburg-Berlin (BVBB e.V.) fragen, ob die neuerlichen 2,6 Milliarden Euro staatlicher Zuschüsse nicht eine Wettbewerbsverzerrung gegenüber anderen Flughäfen darstellt und die EU-Kommission zu Prüfung der illegalen Zuschüsse auffordert.

    Mit der zeitweisen Inbetriebnahme der Südbahn sieht man nun auch praktisch anschaulich, daß die östlichen Landerouten direkt durch europäisches Vogelschutzgebiet und Naturschutzgebiet führen. Die vom Aussterben bedrohte Trauerseeschwalbe, rot gelistet, wird jetzt alle paar Minuten mit 70 dB verlärmt. Als Richter Paetow 2006 vom Bundesverwaltungsgericht Leipzig die Genehmigung des Standorts durchwinkte, kamen solche Aspekte im Naturschutzabschnitt der Urteilsbegründung nicht vor. Ob dies nun an Korruption beim Gerichtsentscheid lag oder einer massiven Ansammlung von Nichtwissen und Dummheit mag jeder sich selber ausmalen. Jeder Bürger, der im Naturschutzgebiet derartigen Lärm veranstaltet, würde rechtskräftig verurteilt werden. Nur wenn der Staat selber Umweltgesetze mit krimineller Energie unterläuft, dann ist das offenbar kein Fall für den Staatsanwalt.

    Die Klimakonferenz Anfang Dezember in Paris will weitere Schritte hin zur Abwendung einer thermischen Katastrophe unternehmen, die Industriestaaten müssen bis 2050 mindestens 80-90 Prozent des Kohldioxidausstoßes reduzieren. Was erleben wir aber an den Berliner Flughäfen? Seit 2000 verdreifachte sich der Flugverkehr, der bekanntermaßen extrem schädlich für den Wärmehaushalt der Erde ist. Eine Möglichkeit der Politik die rote Karte zu zeigen, ist als Brandenburger am Volksbegehren gegen Fluglärm teilzunehmen bis zum 18.2.15, um die Zahl der Flugbewegungen auf 360.000 pro Jahr gesetzlich begrenzen. Innerhalb einer Minute hat man die Anforderung der Briefwahlunterlagen an das eigene Gemeindeamt ausgefüllt!

    Angefangen vom falschen Flughafenstandort im dicht besiedelten Berliner Umland bis zu dem jüngsten Statikdesaster des Terminals zeigt sich, die hiesige Politikergarde ist völlig unfähig als Bauherr einen Flughafen zu bauen und wirtschaftlich zu betreiben. Selbst, wenn durch Schweißarbeiten versehentlich ein tatsächlicher Brand, den Bau mit auf die Grundmauern beschädigt, würden unsere hiesigen Politikstrategen noch für 2020 die Eröffnung von Schönefeld verkünden. Nur ein Gesetz, das Politiker mit Haus, Hof und Vermögen haften müssen für ihre Fehlentscheidungen, könnte dazu führen, daß die Schrottimmobilie und der Flughafenstandort in Schönefeld aufgegeben wird.

  2. ohne sagt:

    Mühlenfeld, Sie hätten besser in Dahlewitz bei Rolls Royce bleiben sollen! Geben Sie ihr BER-Luftschloss in Schönefeld endgültig auf! Merken Sie nicht, das Sie immer mehr Gegner haben, die nur darauf warten, das Ihnen gesundheitlich was passiert?
    Und das geht schneller als Sie denken, schon allein durch den Lebensstil als Manager!
    Bringen Sie die ganzen, teils unberechtigt hier befindlichen Flüchtlinge unter, so hat das Ganze noch einen Sinn!

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