+ + BER: Kein weiterer Ausbau und weitere Steuerverschwendung, es gibt Ausweichmöglichkeiten! + +

Wie Leipzig der Berliner Zweitflughafen werden soll

Der Berliner Flughafenneubau kann frühestens 2017 eröffnen. Die sächsische Regierung arbeitet bereits an einem Konzept, wie der Airport Leipzig Ausweichflughafen für die Hauptstadt werden kann. Von Karsten Kammholz

Seit wenigen Wochen weht um den Flughafen Leipzig/Halle der Duft der großen weiten Welt. Ein bisschen wie Hauptstädter dürfen sich die Mitarbeiter des Regionalflughafens fühlen, mögen sie auch gut 150 Kilometer südlich von Berlin ihre Arbeit verrichten. Allein, weder auf den Start- und Landebahnen noch an den Terminals hat sich irgendetwas getan. Verändert ist allein der politische Blick auf den großzügig dimensionierten Airport an der Landesgrenze Sachsens zu Sachsen-Anhalt.

Seit Bundesverkehrsminister Alexander Dobrindt (Link: http://www.welt.de/themen/alexander-dobrindt/) (CSU) Leipzig/Halle als möglichen Ausweichflughafen für den noch unfertigen und dem Vernehmen nach zu klein geplanten Berliner Flughafenneubau BER (Link: http://www.welt.de/themen/flughafen-berlin-brandenburg-ber/) ins Gespräch gebracht hat, ist geradezu euphorische Betriebsamkeit in der sächsischen Politik ausgebrochen. Dobrindt hatte in einem Interview der „Welt am Sonntag“ (Link: http://www.welt.de/137472856) über mögliche Synergien zwischen den Berliner und Leipziger Flughäfen gesprochen – und die kurze Fahrzeit mit der Bahn zwischen dem Zentrum der Hauptstadt und dem Leipziger Flughafen gepriesen.

Leipzig/Halle als Zweitflughafen der Bundeshauptstadt – so schnell wird man diese Idee aus sächsischer Sicht nun nicht mehr versenken können. Ministerpräsident Stanislaw Tillich (Link: http://www.welt.de/themen/stanislaw-tillich/) (CDU) hatte die Neupositionierung des Leipziger Flughafens erstmals im vergangenen Dezember laut angedacht. Am 6. Februar traf er sich mit Dobrindt, um das weitere Vorgehen zu besprechen. Tillich ist wild entschlossen, mit dem Segen des Bundesverkehrsministers sein neues Lieblingsprojekt ins Ziel zu bringen.

Dafür steigt der Regierungschef schon mal in die Archive. Tillich hat dort gefunden, was er suchte: weitere Argumente. Geliefert hatte sie bereits im Jahr 2003 ausgerechnet der damalige Bahn-Vorstandschef und noch amtierende BER-Geschäftsführer Hartmut Mehdorn (Link: http://www.welt.de/themen/hartmut-mehdorn/) . „Die Berliner haben mit Leipzig einen wunderbaren Flughafen bekommen, der in einer Stunde zu erreichen ist“, hatte Mehdorn im Sommer 2003 bei der Eröffnung des Fernbahnhofs am Flughafen Leipzig/Halle geschwärmt. Was damals richtig gewesen sei, „ist es sicher auch heute noch“, ist Tillich nun überzeugt.

Auch Dresden soll Hauptstadtflughafen entlasten
Inzwischen will Mehdorn von seinen einstigen Aussagen nichts mehr wissen, aber seine Tage an der Baustelle in Schönefeld sind ohnehin gezählt. Und Nachfolger Karsten Mühlenfeld (Link: http://www.welt.de/137688824) hat vorerst andere Sorgen. Zuletzt machte der BER (Link: http://www.welt.de/themen/flughafen-berlin-brandenburg-ber/) vor allem wegen erneuter Korruptionsfälle (Link: http://www.welt.de/137880121) von sich reden. Ein weiterer Ausbau, etwa mit einem Zusatzterminal, steht derzeit nicht zur Debatte. Es gibt nur ein einziges Ziel, die Eröffnung 2017.

Die Zeit bis dahin will Sachsens Ministerpräsident offenbar nutzen, um parallel Nägel mit Köpfen zu machen. Wie Tillich in der „Welt“ ankündigte, lässt er bereits ein Konzept für die Zusammenarbeit des Flughafens Leipzig/Halle mit dem neuen Flughafen BER erarbeiten. Er habe die zuständigen Bereiche der Staatskanzlei beauftragt, „mit den relevanten Partnern in den nächsten Wochen ein schlüssiges Konzept zu erstellen“, erklärte der CDU-Politiker.
Aus der Staatskanzlei heißt es flankierend, man wolle herausstellen, wie Leipzig/Halle seine Potenziale einbringen könne. Außerdem heißt es dort, dass nach Tillichs Auffassung ein Modell vorstellbar wäre, wonach Leipzig/Halle und der Flughafen Dresden Teil eines Gesamtangebots für auswärtige Fluggäste sein könnten, die in die Hauptstadtregion reisen wollen.

Ja, auch Dresden soll Berlin entlasten. Der Flughafen der sächsischen Landeshauptstadt ist wie Leipzig der Teil der Mitteldeutschen Flughafen AG (MFAG), und zumindest soll für ihn auch künftig eine verlässliche Anbindung der Landeshauptstadt gewährleistet werden, heißt es in der sächsischen Staatskanzlei. Für Tillich haben bei seinen Flughafenplanungen New York und London Vorbildcharakter. Dort gibt es sowohl Flughäfen in Stadtnähe als auch außerhalb gelegene.

Direkte Bahnverbindung existiert derzeit nicht
Die Ankündigungen des Dresdner Regierungschefs dürften bei seinen Amtskollegen in Brandenburg und Berlin, Dietmar Woidke und Michael Müller (beide SPD), für erneute Verärgerung sorgen. Sie hatten bereits Dobrindts „Synergie“-Aussagen brüsk abgelehnt. Zusammen mit dem Bund (26 Prozent) halten die beiden Bundesländer mit je 37 Prozent die Anteile am BER.

Der sächsische Ministerpräsident jedenfalls warnt einmal mehr die Berliner und Brandenburger BER-Planer davor, noch mehr Geld in die Schönefelder Baustelle zu investieren: „Eine 50-minütige Bahnanbindung vom Flughafen Leipzig/Halle zum Hauptbahnhof in Berlin ist eine durchaus akzeptable Zeit für Flugreisende. Bevor wieder Steuergeld in Größenordnungen für eine Erweiterung des BER ausgegeben wird, müssen alle Alternativen geprüft werden.“ Eine direkte Bahnverbindung vom Berliner Hauptbahnhof zum Leipziger Airport gibt es momentan nicht. Auch deshalb wollen Tillichs Leute demnächst mit der Bahn verhandeln, wie aus Dresden zu hören ist.

Anders als der BER hat Leipzig noch reichlich Platz für Fluggäste: Das Zentralterminal ist für 4,5 Millionen Passagiere ausgelegt; im Jahr 2014 nutzten es gerade einmal rund 2,3 Millionen Menschen. Gleichzeitig hatte Mehdorn Ende des vergangenen Jahres den Aufsichtsrat der Berliner Flughafengesellschaft davor gewarnt, dass beim BER wegen Überlastung „eine sichere Inbetriebnahme stark gefährdet“ sei. Denn der BER ist für 27 Millionen Passagiere geplant. Laut Mehdorn würde schon bei einer frühest denkbaren Eröffnung Platz für gut 37 Millionen Passagiere gebraucht. Dafür fehlen ausreichend Check-in-Schalter, Gepäckbänder, Sicherheitskontrollpunkte, Flugzeugpositionen und Parkhäuser.

Die Alternative zum Leipziger Ausweichflughafen wäre tatsächlich ein zweites oder ein verlängertes Terminal – diese Variante wünscht sich Mehdorn. Er veranschlagt die Baukosten bei zusätzlichen 177 Millionen Euro zu den bereits geplanten 5,4 Milliarden Euro Gesamtkosten für den Neubau. Doch Dobrindt lehnt einen weiteren Ausbau strikt ab. Er plant offensichtlich lieber mit Leipzig.

Quelle: http://www.welt.de/politik/deutschland/article138014992/Wie-Leipzig-der-Berliner-Zweitflughafen-werden-soll.html

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