Die Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg will die Startbahn-Sanierung in Schönefeld grundsätzlich genehmigen, obwohl dann noch nicht alle Anwohner Lärmschutz haben werden. Von Hartmut Mehdorn kommt trotzdem Kritik.
Im Streit um ein Bauprojekt, das Flughafen-Chef Hartmut Mehdorn für besonders dringlich hält, wird die Stimmung immer gereizter. Am Montag teilte Mehdorn verärgert mit, dass die Sanierung der nördlichen Startbahn in Schönefeld, die am 29. März 2015 starten sollte, jetzt erst vier Wochen später beginnen dürfe. Schuld sei die Gemeinsame Obere Luftfahrtbehörde Berlin-Brandenburg. „Eine mit Augenmaß urteilende Behörde würde eine derart sachfremde Entscheidung niemals treffen“, grollte der Flughafen-Chef. Dabei geriet aber aus dem Blickfeld, dass er auch einen Erfolg verbuchen konnte. Denn am Montag wurde klar, dass die Behörde keine prinzipiellen Einwände gegen die für 2015 geplante Sanierung hat – obwohl dann anders als versprochen noch nicht alle Betroffenen vor Fluglärm geschützt sind.
Die nördliche Piste in Schönefeld muss erneuert werden. Während der Bauarbeiten, die sechs Monate dauern sollen, können dort keine Flugzeuge starten oder landen. Darum will der Flughafen die BER-Südbahn, die gesperrt ist, vorübergehend in Betrieb nehmen. Deren Anlieger werden mit Lärm belastet.
VERSTÄNDNIS FÜR MEHDORN
„In dieser Woche wird es noch einmal eine Anhörung der Flughafengesellschaft geben“, sagte Wolfgang Fried, der Leiter der Luftfahrtbehörde, am Montag nach der Sitzung der Fluglärmkommission. „Dann werden wir kurzfristig entscheiden, in Form eines Zwischenbescheids.“
Was drin steht, blieb offen. Doch Fried hielt Mehdorns Argumente, die Nordbahn nicht erst 2016 zu sanieren, für nachvollziehbar. „Es gibt schon Gründe, dass man sagen kann: 2015 ist ein Datum, für das es einen gewissen Handlungsbedarf gibt.“ So wäre es technisch kaum möglich, die Arbeiten auf die Nächte zu konzentrieren oder aufzuteilen. Zudem soll 2016 wieder eine Internationale Luftfahrtausstellung in Schönefeld stattfinden.
Bei diesem Streit geht es auch um die Anwohner der BER-Südbahn. Ihnen ist Schallschutz versprochen worden. Doch laut Mehdorn haben von den 4 300 Haushalten erst zirka 3 000 einen Bescheid erhalten, in dem ihr Anspruch festgestellt wird. „Diese Zahl hat sich seit längerem fast nicht geändert,“, sagte Helmut Breidenbach, Präsident der Bundesvereinigung gegen Fluglärm.
BEGINN AUCH OHNE LÄRMSCHUTZ
Mehdorn sieht das Versprechen dennoch eingelöst, denn die übrigen Anwohner hätten keine oder unzureichende Anträge gestellt. Christine Dorn vom Verein zur Förderung der Umweltverträglichkeit des Verkehrs und ihr Mitstreiter Eckhard Bock gaben die Kritik zurück: Die Schuld liege bei der Flughafengesellschaft, sagten sie. Bürger seien zu Recht unzufrieden und hielten sich mit Anträgen zurück. Räume würden durch Innendämmung verkleinert, Prüfberichte verweigert, so Bock. Die Bürger müssten den Baufirmen Vorkasse leisten, der Flughafen zahle erst am Schluss. „Kein Bürger, der bei Verstand ist, löst einfach so Arbeiten im Wert von 20.000 Euro aus“, sagte Dorn. Es sei „völlig unrealistisch“, dass alle Südbahn-Anlieger vor Lärm geschützt sein werden, wenn der Flugbetrieb beginnt.
Behördenchef Fried gestand ein, dass bei der Umsetzung des Schallschutzprogramms „noch nicht alles erledigt ist“. Er ließ jedoch erkennen, dass die Probleme nicht zwangsläufig dazu führen, dass dem Flughafen die Genehmigung verweigert wird. „Was in der Kommission gesagt wurde, ist ein Punkt“, es gebe aber noch andere Aspekte.
Hartmut Mehdorn machte indes deutlich, dass er auf dem angepeilten Termin besteht. Sonst drohe die Sanierung 2015 in die Schlechtwetterperiode zu rutschen. Folge wären erhebliche Mehrkosten, sagte er.