Beschwerde über unzumutbares Lärmgeräusch durch Maschinen der Fluggesellschaft Easyjet bei Anflügen über den Luftraum Erkner, Woltersdorf und Grünheide

Prof. Dr. Tankred Schewe                                                                                   28.10.2011
Friedrichstr. 9c
15537 Erkner
Stadtverordneter und Mitglied des Ausschusses für
Stadtentwicklung, Bauplanung, Natur- und Umweltschutz, Verkehr
Tel: (03362)504141 (AB)
E-Mail: tankred.schewe@t-online.de

 

An den Fluglärmschutzbeauftragten für den Verkehrsflughafen Berlin-Schönefeld Herrn Patrick Strogies
Flughafenberatungszentrum,
Arnold-Böcklin-Str. 11
15831 Mahlow

An den Beauftragten für Lärmschutz und Luftreinheit, Stabsstelle Umwelt
Herrn Kai Johannsen
Flughafen Berlin-Schönefeld GmbH
12521 Berlin

Betr: Beschwerde über unzumutbares Lärmgeräusch durch Maschinen der Fluggesellschaft Easyjet bei Anflügen über den Luftraum Erkner,
Woltersdorf und Grünheide

Sehr geehrter Herr Strogies, sehr geehrter Herr Johannsen,

zunächst möchte ich Ihnen für Ihre Antworten vom 01.06.2011 bzw. 21.06.2011 auf meine Fluglärmbeschwerde vom 05.05.2011 danken. Die Ausführlichkeit Ihrer Antworten lässt immerhin darauf schließen, dass mein Anliegen von Ihnen ernst genommen worden ist.

Überrascht hat mich Ihre Aussage, dass die von Easyjet verwendeten Flugzeuge besonders lärmarm seien und dem neusten Stand der Technik entsprächen. Diese Auffassung würden Sie nicht vertreten, wenn Sie in einem der o.g. Orte wohnen würden. Ich möchte betonen, dass viele Einwohner von Erkner meine Beobachtung bestätigen, dass die Maschinen von Easyjet die mit Abstand schlimmsten Verursacher des Anfluglärms bei Westwind (den wir zum Leidwesen der betroffenen Umlandkommunen in diesem Sommer fast ausschließlich hatten) sind. Sie erzeugen ein inhomogenes pfeifend-jaulendes bis quietschend-röhrendes Anfluggeräusch, das weitaus schlechter zu ertragen ist als das eher donnernde Geräusch von Propellermaschinen. Das gleiche Anfluggeräusch ist auch bei Maschinen von Germanwings (vermutlich A319) festzustellen, die seit diesem Sommer verstärkt in Schönefeld landen, jedoch zahlenmäßig nicht einen solch hohen Anteil an Landungen wie Easyjet ausmachen. Da bei Maschinen anderer Airlines, die sich für den Beobachter nicht in der Form sondern nur in der Farbgestaltung unterscheiden, dieses besonders nervende Anfluggeräusch oft nur abgeschwächt oder kaum auftritt, scheinen airline-spezifische technische Ausstattungen eine Rolle zu spielen, zumal Sie ein besonderes Flugverhalten der Piloten oder vergleichsweise niedrige Flughöhen glauben ausschließen zu können. Die Unterschiede im Anfluggeräusch verschiedener Maschinen lassen den Schluss zu, dass das von den Maschinen von Easyjet und Germanwings erzeugte Geräusch nicht unbedingt technisch notwendig ist.

In meiner ersten Fluglärmbeschwerde, hatte ich bereits darauf hingewiesen, dass nicht allein die Lautstärke, d. h der Dezibel-Wert des Fluglärms, sondern vor allem das FREQUENZMUSTER des Schalls für die krankmachende Wirkung entscheidend ist. Inhomogene hohe Pfeiftöne sind besonders schädlich. Ich erinnere als Beispiel an den Turbinenbohrer des Zahnarztes, der den Patienten die Ohren, aber nicht die Zähne schmerzen lässt. Allerdings wird nur gelegentlich der Zahnarzt aufgesucht, den Easyjet-Superjaulern hingegen sind die Betroffenen Tag und Nacht ausgesetzt.

Sie, Herr Strogies, wiesen darauf hin, dass nicht der Pilot, sondern der „Lotse in Bremen“ die Anflugparameter festlegt, und dass der Lotse nur auf die Sicherheit und Flüssigkeit  des Verkehrs achtet, nicht aber auf die „darunter liegende Topographie“. Mit anderen Worten, dem Lotsen ist völlig egal, ob die Maschinen über bewohntes Gebiet oder Wald fliegen. Diese Praxis halte ich für menschenverachtend. Es dürfte technisch kein Problem sein, den Lotsen mit Karten auszustatten, auf denen Ortschaften und Waldgebiete ausgewiesen sind. Ich beobachte immer wieder, dass die Easyjet-Maschinen genau über Grünheide-Ortsmitte bis Ortsteil Altbuchhorst  in die Endanflugroute in Richtung Erkner einschwenken, anstatt dafür das Waldgebiet zwischen Altbuchhorst und Alt-Rüdersdorf zu nutzen. Das Fliegen solcher Kurven ist besonders geräuschvoll und sollte nicht über bewohnten Gebieten erfolgen.

Bitte beantworten Sie mir folgende Fragen:

  1. Gibt es Studien an Menschen oder Versuchstieren, in denen der Einfluss des Frequenzmusters des Anfluglärms auf den Organismus untersucht wurde?
  2. Ist sich die Airline Easyjet bewusst, welchen gesundheitlichen Belastungen sie die Umlandgemeinden durch das Anfluggeräusch ihrer Maschinen aussetzt?
  3. Welche Möglichkeiten (technisch und logistisch) sehen Easyjet und der Flughafenbetreiber, die Belastung der Umlandgemeinden durch den Anfluglärm zu minimieren?

Mein Eindruck aus den bisherigen Diskussionen in der Fluglärmkommission und in den politischen Gremien ist, dass zu sehr auf Abflüge und Dezibelwerte fokussiert wird, wohingegen die gesundheitsbeeinträchtigende Rolle des Frequenzmusters der Anfluggeräusche erheblich unterschätzt wird. Daher wäre ich Ihnen verbunden, wenn Sie diesem Problem nachgehen würden.

Ihren Antworten sehe ich mit Interesse entgegen.

Mit freundlichen Grüßen

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Eine Antwort auf Beschwerde über unzumutbares Lärmgeräusch durch Maschinen der Fluggesellschaft Easyjet bei Anflügen über den Luftraum Erkner, Woltersdorf und Grünheide

  1. Jens Callsen sagt:

    Ich hatte bisher noch nicht das Vergnügen, auf meine zahlreichen Fluglärmbeschwerden jemals eine Antwort zu erhalten.
    Allerdings habe ich unterdessen auch festgestellt, dass man anhand der Anflugrouten auf der DFS Website durchhaus „unheiteres Airlineraten“ spielen kann. Wilde Steilkurven mit Maximalschub, spätestmögliches Einschwenken auf die Anflugrichtung mit Überziehen der Kurve, Höhenunterschreitungen bis auf 500m über bewohntem Gebiet, mehrfaches Pendeln um die scheinbar schwer zu findende Anflugrichtung nach XSF sind …. nah … wenn man dann auf die Fluginfo schaut, fast nur Germanwings und Ryanair. Schon erstaunlich, dass die „Kotztüten“ dabei nicht öfter gebraucht werden, denn nicht jedem gefällt es, aus dem Fenster senkrecht nach unten zu sehen. Auf der Straße würden derartige „Piloten“ von der Polizei kassiert. Mit mehr als Hundert Menschen an Bord geht das aber problemlos.
    Aber der Fluglärmbeauftragte, na der schweigt, was sonst wäre auch zu erwarten. So zumindst meine Erfahrung.

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