„Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen, wie die Cholera und die Pest“ [Robert Koch, Virologe, 1910]

Kommentar von unserem Leser Frank Deichmann:

Offener Brief an die Friedrichshagener Aktivisten

Sehr geehrter Herr Leander Haußmann, liebe Friedrichshagener,

ich begrüße ihren starken Aktionsgeist gegen den unmenschlichen BBI/BER sehr und freue mich über eine so erstarkende Aktionsfront mit unerschrockenen und aufrichtigen Menschen wie sie es sind.

Aber ich bin auch bestürzt: sie wollen sich doch nicht wirklich Herrn Wowereit nach Friedrichshagen holen und ihm dort als Wolf im Schafspelz eine politische Plattform geben?

Er ist derjenige, der ganz oben auf dem Dukatenesel im FBS-Aufsichtsrat sitzt! Schon vergessen? In seiner Präambel hat er sich für das wirtschaftliche Erstarken des BBI/BER und zur nachhaltigen Erzielung höchster Profite verpflichtet. Natürlich wird er sich extra auch für sie einsetzen wollen? Schon Klar!

Ich orakle mal was passieren wird: Er wird ihnen genauso wie den Lichtenradern etwas von den schönsten Flugrouten-Alternativen um ihren Ort herum vorschwärmen, …den intelligenten Flugrouten vielleicht auch noch…es gäbe vielleicht hier und da auch noch etwas Potenzial zu Kompromissen. Er wird Ihnen versprechen mit seinen Kumpels von der DFS mal zu reden, beim Bierchen ein gutes Wort für den Müggelsee einlegen….bla bla bla…und Honig um`s Maul geschmiert…

Er wird Hoffnungen in Ihnen und ihren Mitstreitern wecken, die er nie jemals vorhat zu erfüllen. Warum auch sollte er das tun? Sind sie denn der große Spendensäckelfüller für seinen Champagner und Hummer-Wahlkampf?

Hat man sie nicht schon einmal mit Flugrouten belogen und betrogen? Wollen sie etwa noch ein zweites Mal auf die heiße Herdplatte greifen – so wie jüngst erst Schubert und Peichel aus Potsdam und Kleinmachnow? Flugrouten sind regelrecht dafür erfunden wurden, um die Menschen damit zu betrügen. Flugzeuge fliegen nämlich in An- und Abflugkorridoren von bis zu 3km Breite, das ist auch Ihnen bereits bekannt.

Nicht die „Routen“ sind das Problem – der Standort ist es! Das geben selbst die Senatspolitiker schon im nüchternen Zustand zu. Wenn sie in Friedrichshagen über Routen diskutieren, die jemals an Friedrichshagen oder weit genug vom Müggelsee entfernt vorbeiführen sollen, dann brauchen sie Fluggesellschaften mit Senkrechtstartern!

Lassen sie sich bitte nicht weiter mit ihren menschlich niedrigsten Instinkten von diesen Politikern manipulieren und hoffen darauf den Fluglärm auf andere Menschen oder andere Gemeinden verschieben zu können. Das Ziel muss klar ein verträglicherer Standort sein und keine Routenschieberei! In jeder Gemeinde leben Kinder, die in kommenden Generationen damit leben müssen, was ihre Mütter und Väter einst erstritten oder unterlassen haben! Da wird Ihnen Wowereit einfach nicht helfen wollen, sonst hätte er doch schon längst seinen Schmeicheleien auch die Taten folgen lassen. Als Regierungschef wäre es für ihn eine Leichtigkeit gewesen wenigstens einen Antrag zum Nachtflugverbot in den Senat einzubringen. Oder?

Wenn Wowereit in Friedrichshagen seinen Auftritt bekommt, dann kann es Ihnen passieren was jüngst in Lichtenrade, Wannsee und Potsdam geschehen ist: Ihre Mitstreiter und Kämpfer aus Friedrichshagen lassen sich von seinen Lügen ebenfalls beeindrucken und glauben seinen Bagatellisierungen oder seiner Odyssee zu Kompromissgeschenken der DFS.

Diese Politiker sollen bei Ihnen vor der Tür stehen und darum betteln bei Ihnen in Friedrichshagen reden zu dürfen! Dann haben sie meines Erachtens alles richtig gemacht!

Vergessen sie bitte nicht: Für Wowereit ist der BER sein Renten- und Pensionssäckel, sein Dukatenesel für die Zukunft! Herrn Wowereit sein natürlicher Feind ist daher unweigerlich der mündige und selbstbewusste Bürger, der das Lügengerüst durchschaut hat, sich nicht vertölpeln lassen will und zum zivilen Ungehorsam bereit ist, wenn Politiker das Volk einfach nicht mehr erhören wollen.

Richtig Herr Haußmann, sperren sie Friedrichshagen ab und rufen eine Flugverbotszone aus. Auch das ist eine Art von Demokratie. Ich möchte mich nämlich nie wieder auf einer Demo vor dem BBI hinter einem Zaun wegsperren lassen oder auf versteckten Liegewiesen hinter dem BBI brav und gehorsam aber leise schimpfen dürfen.

Teile und Regiere – das ist Herrn Wowereit sein bisheriger Erfolg, diesen unmenschlichen Standort plausibel zu machen! Deshalb ist es für alle Menschen im Süden von Berlin wichtig, sich weder in territoriale Konflikte noch in unterschiedliche Interessen oder Flugroutenschieberei teilen zu lassen!

Das haben Bürgermeister einiger Gemeinden bereits in ihrer Schutzgemeinschaft falsch vorgelebt oder so vorleben müssen. Denn das ist eine Vereinigung, die meiner Auffassung nach mehr dem Schutz der Flughafenbetreiber vor seinen betroffenen und aufgebrachten Bürgern dient, als eigentlich anders herum. Ein geschlossener Kessel mit Ventil also! Die haben mit ihren ständigen und kosmetischen Korrekturversuchen diesen unmenschlichen Standort Stück für Stück dadurch legalisiert und somit die Hoffnung ihrer Einwohner an eine menschliche Korrektur der gesamten Standortfehlentscheidung zerschlagen.

Viele Bürger aus Blankenfelde-Mahlow, Bohnsdorf, Schulzendorf, Diedersdorf, Dahlewitz, Eichwalde usw. haben zwischenzeitlich resigniert und fühlen sich von ihren Bürgermeistern – von denen sie einst die meiste Hilfe erwartet haben – schlichtweg verraten. Viele Einwohner dieser Gemeinden sind der Meinung, der BER in seinem ganzen Ausmaß ist nicht mehr zu verhindern und bleiben dadurch den neuerlichen Protestaktionen fern.

Auf der letzten Blankenfelder BBI-Demo fanden sich gerade mal 1000 Menschen ein. Eintausend von 25.000 Einwohnern des Ortes. Wie groß ist da schon die Gleichgültigkeit oder Hoffnungslosigkeit bereits geworden?

Ich bin der Überzeugung, dass Berlin und Brandenburg etwas Besseres verdient hat als diesen unmenschlichen und auf ewig ungeliebten Flughafen, der möglicherweise durch Gerichtsbeschlüsse weiter zum Provinzflughafen degradiert wird und somit zu einem Fass ohne Boden für Subventionen mit unseren Steuergeldern entgleist. Dieser Standort wird bis zum Ende seines Bestehens eine unausweichliche Tragödie bleiben und weiter für einen sozialen Unfrieden und einen Ost-West-Konflikt zwischen Berlinern und Brandenburgern, den Menschen aus Wann- und Müggelsee oder Lichtenrade und Blankenfelde sorgen. Einen Dank dafür an die Herrn Wowereit und Platzeck.

Jetzt jedoch besteht die einmalige historische Chance einen derartig schlimmen Fehler dauerhaft zu korrigieren.

Auch ich möchte einen Flughafen für Berlin und Brandenburg. Aber stellen sie sich vor, in ca. 10-15 Jahren entsteht an einem um ein Vielfaches verträglicheren Standort in Sperenberg das Internationale Drehkreuz für Berlin, Brandenburg, Deutschland und Europa mit den Toren nach Amerika und Asien. Gebaut von privaten Investoren, die einst schon einmal bereitstanden – also ohne große Belastungen für die Steuerzahler! In Sperenberg könnte eine mehrfache Anzahl an Arbeitsplätzen entstehen als am BBI/BER.

Die Deutsche Bahn wird keinen Regio-Bummel-Zug (wie zum BER) sondern den schnellen ICE einsetzen. Air Berlin, Lufthansa und andere werden sich durch positive Zukunftsaussichten gestärkt darum drängen ansiedeln zu können. Mit drei Start- und Landebahnen könne der Airport wirtschaftlich sein und kommt ohne Subventionszuschüsse aus. Zudem bleiben die Naturschutz-, und Erholungsgebiete im Süden von Berlin verschont und folglich die Tourismusbranche erhalten. Im Gegenteil, sie wird Wachstumspotential erhalten!

Am alten BER-Standort in Schönefeld entsteht dafür eines der größten Messezentren Deutschlands. Wäre das Alles nicht ein Segen für den gesamten Südraum von Berlin? Ein Schenkelklopfer für alle Bürgermeister!

…und dafür würde ich ohne jede Frage auch die ein-zweimal im Jahr 20min länger zu meinem Urlaubsflieger fahren…

Also liebe Friedrichshagener – wenn ihr jetzt wirklich etwas Dauerhaftes und Einmaliges erreichen wollt, dann bildet jetzt eine Plattform für alle Menschen im Südraum von Berlin, eine Plattform, auf der sich auch die resignierten Bürger aus Blankenfelde-Mahlow, Bohnsdorf, Schulzendorf, Diedersdorf, Dahlewitz und anderswo wiederfinden können. Eine Plattform, die das eigentliche Übel, nämlich den Standort korrigieren will und nicht vorhat ewig am „Patienten BER Schönefeld“ herumzudoktern.

Jedoch keine Plattform für das BER-Gespann der Wowereits, Henkels, Wolfs, Künasts und Platzecks, denen die Wirtschaftlichkeit noch weit vor die Gesundheit und das Wohl so vieler ihnen anvertrauter Menschen geht. Diesen Politikern, die für die Durchsetzung ihrer Ziele sogar rücksichtslos und ohne jedwede Scham eine Rechtsbeugung des Grundgesetzes Art. 2 – Jeder hat das Recht auf Leben und körperliche Unversehrtheit – in Betracht ziehen – sollte man jedwede politische Plattform entziehen.

Es wäre scheinbar gleichzusetzen damit, ich würde ihren Geißlein nur einen Wolf als Babysitter anbieten können.

Ich werde am kommenden Montag bei Ihnen in Friedrichshagen mit dabei sein und ich hoffe es kommen noch ein paar Blankenfelder mit, um den alten Widerstand wieder neu beleben zu können.

„Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen, wie die Cholera und die Pest“ [Robert Koch, Virologe, 1910]

Frank Deichmann

in Blankenfelde-Mahlow am 27.07.2011

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2 Antworten auf „Eines Tages wird der Mensch den Lärm ebenso unerbittlich bekämpfen müssen, wie die Cholera und die Pest“ [Robert Koch, Virologe, 1910]

  1. Anonymous sagt:

    Sehr geehrter Herr Deichmann,

    für wie dumm halten Sie uns eigentlich – dem Tenor Ihrer Mail zufolge, für sehr dumm! Dies ist, nach meiner Meinung, keine geeignete Basis für eine gemeinsames
    Handeln, wie Sie es erforderlich ist.

    Nur ganz kurz – Ihre Argumentation „… Zudem bleiben die Naturschutz-, und Erholungsgebiete im Süden von Berlin verschont und folglich die Tourismusbranche erhalten. Im Gegenteil, sie wird Wachstumspotential erhalten!…“ ist nicht zu Ende gedacht.
    Wenn wir die Müggelseeroute nicht verhindern, wird es in 10-15 Jahren (wenn Speerenberg oder ein anderer/weiterer Standort fertig sein wird) keine Naherholung und keinen Tourismus rund um den Müggelsee mehr geben!
    Also lassen Sie uns bitte erst A sagen und dann B!

    Beste Grüße

    Bernd Ebert
    Friedrichshagen 06.08.2011

  2. Guido Radau sagt:

    Sehr geehrter Herr Ebert,

    im Gegensatz zu Ihnen vermag ich dem Brief von Herrn Deichmann keinen Vorwurf der Dummheit zu entnehmen. Im Gegenteil. Ich begüße es ausdrücklich, wenn Betroffene aus Blankenfelde-Mahlow und den anderen Gemeinden aus dem Südosten Berlins und dem angrenzenden Brandenburg nach Friedrichshagen kommen, um dem Protest noch mehr Gewicht zu verleihen. Das ist „gemeinsames Handeln“ im besten Sinne. Dann ist es aber nachvollziehbar, dass diese „Mitstreiter“ auch ihre eigene Sichtweise einbringen. Würde jede BI nur ihre regionalen Interessen vertreten, wären Betroffene aus Bohnsdorf, Schulzendorf, Erkner, Hessenwinkel, Wilhelmshagen, etc. wohl kaum in Friedrichshagen, wäre ein gemeinsames Handeln von vornherein zum Scheitern verurteilt. Der Protest endet also weder an Gemeindegrenzen, Ländergrenzen und auch nicht am Ufer des Müggelsees. Es geht daher grundsätzlich nicht um „Flugrouten“, es geht um den Standort. Es wäre ein großer Gewinn, wenn dieser Gedanke in allen BIs zum Tragen käme. Dies bedeutet nicht, dass nicht auch Teilziele angestrebt werden können. Meiner Meinung nach sind etwa Nachtflugverbote und Kapazitätsbegrenzungen legitime und wirksame Zwischenschritte, den Standort Schönefeld zu limitieren, damit schon alleine wegen seiner Unwirtschaftlichkeit ein Umdenkprozess gefördert wird. Dazu gehört auch, für eine Zwischenzeit „Flugrouten“ zu finden, die – bis dahin – die Menschen und die Natur weniger beeinträchtigen. Doch auch hier ist ein solidarisches Denken gefordert, soll nicht die Entlastung einiger zur Mehrbelastung anderer führen. Es ist ein sensibles System, deshalb muss das, wass alle Betroffenen verbindet, zur Maßgabe für das weitere Handeln werden. Und wenn man das anmahnt, ist das sicherlich kein Vorwurf und kein Grund, sich auf den Schlips getreten zu fühlen.

    Mit besten Grüßen

    G. Radau
    Hessenwinkel, 8.8.2011

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